„Unabhängiger Abfüller“
Unter dem Begriff „Unabhängige Abfüller“ (auch „Independent Bottlers“) versteht man zumeist Firmen, die keinen eigenen Whisky herstellen sondern diesen bei den Destillen fassweise erwerben.
Die Geschichte der unabhängigen Abfüller beginnt im Jahr 1842 mit dem damaligen Wein- und Spirituosenhändler Wm. Cadenhead, der bis in die heutigen Tage vorzügliche Whiskys und auch andere Spirituosen anbietet und fand seine Fortsetzung mit zahlreichen anderen renommierten Handelshäusern.
Die meisten Firmen begannen mit der Herstellung eigener Blends (reproduzierbare Mischungen von Malt- und Grainwhiskys diverser Destillen), die dem Zeitgeist bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts entsprachen. Da für die Blends große Mengen unterschiedlicher Whiskys benötigt wurden, um den entsprechenden Geschmack zu formen, benötigte man entsprechend auch ein großes Portfolio an differenzierten Whiskys.
Um von den Fremdlieferungen der Destillen unabhängiger zu werden, haben in den letzten Jahren einige Firmen eigene Destillen oder zumindest Anteile davon erworben haben.
So ist die Firma Ian MacLeod Co.Ltd z.B. Besitzer der Glengoyne-Destille, die Abfüllungen z.B. der Chieftains-Reihe stammen jedoch aus zahlreichen unterschiedlichen Destillen. Ähnliches gilt auch für Signatory, Gordon & MacPhaill und für Murray McDavid.
Vom Blend zum Malt
Auch heute noch rekrutiert sich der Löwenanteil des Whiskyabverkaufs aus Blended Whiskys, die mittlerweile enorme Bandbreite an erhältlichen Malt-Whiskys entspringt eher der Entwicklung der letzten 30 Jahre. Zahlreiche Malt-Destillen stellten ausschließlich Whiskys für Blends her ohne je einen eigenen Malt auf den Markt zu bringen, sodass diese Whiskysin ihrer ursprünglichen Art nicht erhältlich waren.
Mit dem weltweit einsetzenden Interesse an Malt-Whiskys ergab sich plötzlich die Möglichkeit, Whiskys dieser Destillen auch unverschnitten anzubieten. So ist z.B. der Islay Malt Caol Ila erstmals im Jahr 2002 als Standartabfüllung erschienen, war aber bereits seit Jahren als Sonderabfüllung diverser unabhängiger Abfüller gängig.
Ebenso rekrutieren sich aus deren Beständen Whiskys längst geschlossener Destillen wie Millburn, Banff, Port Ellen oder Rosebank.
Vorteile unabhängiger Abfüller
Insbesondere die Abfüllungen der renommierten Firmen dürfen als Delikatesse gelten: Meist werden die Whiskys in geringer, nur kurzzeitig erhältlicher Menge abgefüllt, ob nun in kleinen Chargen (Ian MacLeod, Murray McDavid) oder gleich als Einzelfass (Douglas Laing, Cadenheads, James MacArthur). Jedes Fass und jede Abfüllung haben einen eigenen Charakter, der von Fass zu Fass differiert. Während die Originalabfüllungen in der Regel eine Mischung zahlreicher Fässer darstellt, bei denen die Stärken und Schwächen des einzelnen Fasses nicht zum Tragen kommen, steht bei den unabhängigen Abfüllern jedes Fass und jede Charge mit einen Stärken und Schwächen alleine.
Meist wird auf das Kältefilterverfahren verzichtet, bei dem Whisky wichtige Aromastoffe (Fette usw.) entzogen werden und auch Lebensmittelfarbstoff (Karamellzucker) findet sich in diesen Abfüllungen normalerweise nicht.
Ebenfalls üblich sind besondere Abfüllstärken, die der Firmenphilosophie entsprechen: Cadenheads füllt mit 46% oder fassstark, MacLeods individuell unterschiedlich und Douglas Laing füllt mit 50% oder fassstark ab.
Wie bereits oben erwähnt, ermöglichen uns die „Unabhängigen“ auch den Genuss von Destillen, die bereits seit Jahren geschlossen sind, da sie nicht selten alte Fässer dieser Brennereien in den Lagerbeständen haben.
Falsch ist übrigens die manchmal lancierte Aussage, wonach diese Destillen aufgrund der minderen Qualität ihres Whiskys geschlossen wurden. Die Gründe waren damals vielmehr in ökonomischen Überlegungen der Inhaberfirmen zu suchen. Sollten Sie die Gelegenheit bekommen, z.B. einen Brora, Dallas Dhu oder Convalmore zu probieren, so sollten sie nicht zögern.
Ebenfalls ausgemachter populistischer Unsinn ist die Aussage, wonach Destillen nur zweitklassige Whiskys an Unabhängige Abfüller verkaufen und die hochwertigen Malts für sich behalten. Vielmehr kann man es sich bei den Originalabfüllungen der Destillen leisten, in der Mischung zahlreicher Fässer auch einmal ein nicht ganz so tolles Fass verschwinden zu lassen, während wie erwähnt diese Verschleierung bei den limitierten Bottlings der Unabhängigen nicht funktioniert. Berechtigterweise lassen sich die Destillen den Verkauf entsprechender Qualitäten angemessen nach Standart bezahlen, wodurch der Gewinn maximiert wird. Daher sind nicht selten die hochwertigen unabhängigen Abfüllungen etwas teurer als Standards, wobei sich die Investition zumeist lohnt.
Es soll nicht verschwiegen werden, dass es auch hier manchmal ein schwarzes Schaf gibt, das glaubt, mit schlechten und somit billig erworbenem „Kraut- und Rüben-Whiskys“ unter tollen Verpackungen und großen Namen unsaubere Geschäfte machen zu können. Zumeist reguliert sich der Markt in kürzester Zeit selbst und die Firmen verschwinden schneller, als die Gerste zum wachsen benötigt.
Seit dem Jahr 2000 haben wir bei MacMalt mit diversen Firmen zahlreiche Erfahrungen gesammelt; die Abfüller, deren Whiskys den Weg in unsere Regale gefunden haben, haben sich in dieser Zeit in der Qualität als hochwertig und konstant und im Preis als angemessen erwiesen. Zu den Importeuren oder sogar den Mutterhäusern selbst pflegen wir ein vertrauensvolles und konstruktives Verhältnis, wobei Ihnen als Kunden der ständige inhaltliche Austausch über aktuelle Abfüllungen zugute kommt.
Es sei an dieser Stelle klar gesagt, dass Abfüller, die wir nicht im Programm führen, keineswegs nach unserer Auffassung mindere Qualitäten anbieten müssen. Vielmehr kann es sein, dass die entsprechenden Whiskys ein Segment belegen das bei uns bereits zu unserer Zufriedenheit besetzt ist (z.B. fassstarke Whiskys ohne Finish, Alte Jahrgänge, Trinkstärken mit Finish usw.). Unser Ziel ist ein kontinuierliches Angebot und kein ständiger Markenwechsel - was nicht heißt, dass das Programm bei attraktiven Angeboten nicht behutsam erweitert wird.