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Rare Malt Manager of Ian MacLeod
Antony McCallum-Caron

Interview mit

 Antony McCallum-Caron, geführt von Jens Tausch

Antony McCallum-Caron, 37 Jahre, seine Mutter ist Schottin, sein Vater Franzose. Seit 12 Jahren in der Whisky Industrie tätig, studierte und examinierte er in Frankreich Internationales Recht und Wirtschaft. Er entschied nach seinem Studium für den Whiskyzweig zu arbeiten und nicht für die Ölbranche in Schottland. Definitiv die bessere Entscheidung. „Manchmal haben sie aber auch dieselbe Farbe!“, meinte Antony im Interview. Zuerst arbeitete er Praban na Linne – The Gaelic Whiskys. Der erste unchillfiltered Blend Té Bheag wurde von ihm entwickelt. Er musste einen Crashkurs in Gälisch machen, da dort halb gälisch und halb englisch gesprochen wurde.

JT: Wie darf man sich eine Entwicklung eines unchill filtered vostellen? Muss man zunächst einen chill filtered Blend machen und dann einen unchilled?

AM: Nein, es kamen mehr Einwände seitens der Produktion, vor allem das er flockig sein würde. Ich arbeitete damals mit dem Masterblender von Ian Macleod, wir machten einige Muster, letztendlich meinte auch er, dass er zu flockig wäre. Ich entgegnete ihm, ja von den analytischen Werten, aber ich kann das nicht mit meinen Augen sehen und von dem Standpunkt eines Endkunden ist das doch das entscheidendere Moment. Damals wollten die Abfüller aus Broxburn aber nicht das Risiko übernehmen. So ging ich zu Springbank und ließ ihn dort abfüllen.

JT: Von welchen Whisky kommt die rauchige Note in diesem Blend?

AM: Talisker.

JT: Ich war selbst sehr überrascht als ich ihn das erste Mal probierte. Ich dachte, dass es ein Vatted Malt ist. Wie viel Maltanteil hat er?

AM: 30 Prozent.

JT: Wow. Ich hätte auf mehr getippt. Der irische Blend Powers soll ja angeblich 70 Prozent Maltanteil haben.

AM: Das hätte ich gerne bei allen Blends. Ich denke die meisten Blends heute haben nicht mehr als maximal 50 Prozent. Früher schon.

JT: Wie kommt das, das beispielsweise in den 60er, die Blends viel mehr Malt beinhalteten und dadurch natürlich auch mehr Geschmack und Kraft hatten?

AM: Nun ja, früher gab es Blends, in denen 40 bis 50 verschiedene Malts steckten. Das kam vor allem daher, dass es zu dieser Zeit auch mehr Destillerien gab. In der Zwischenzeit musste man die Kosten senken, also auch Destillerien schließen. Aus diesem Grund werden heute vielleicht noch ca. 15 Malts für ein Premium Blend verwendet und bei den Billigprodukten unter Unständen gerade mal 1-2. Einige dieser Blends haben nur 1% Maltanteil, die sogenannten Cheap of the Cheap. Da hat sich wirklich viel geändert. Traditionell gehörten die Destillerien Famillien und diese arbeiteten mit Blend Companies wie auch Ian Macloed Dest. Ltd Man tauschte auch Fässer untereinander. Dann kamen die großen Unternehmen aus der Getränkeindustrie um die Kontrolle über die Produktion zu bekommen. Dann wurden die Kosten reduziert um konkurrenzfähiger zu sein. Also schloss man viele Destillerien in den 80er und in den 90er. Zu dieser Zeit gab es auch eine Überproduktion, eine gute Entschuldigung Destillen zunächst stillzulegen um sie dann später komplett zu schließen. Die Industrie war schon immer von Hoch und Tiefs, von Überproduktion und Nachfrage bestimmt. 5-6 Jahre später gab es dann wieder zuwenig Whisky und so wurden einige Destillen wieder in Betrieb genommen.

JT: Was kam nach diesem einem Jahr bei Praban na Linne auf Skye?

AM: Ich arbeitete zunächst eine Zeit lang als Selbständiger in Glasgow für einen französischen Vertrieb um gute Fässer aufzukaufen, fing dann an die Dun Bheagan Serie für diesen zu entwickeln. Die Fässer, die ich für Frankreich einkaufte kamen von Hart Brothers, für die ich ebenfalls als Agent arbeitete, Nach 1,5 Jahren arbeitete ich nur noch für Hart Brothers als Festangestellter, dort lernte ich eine Menge über Single Malts. Vor allem von Alister Hart, der in den 70er Masterblender bei Whyte and MacKay war.

JT: Kam nach ihm Richard Paterson?

AM: Richard war zu dieser Zeit Trainee von Alister Hart.

JT: Wie oft wird die Qualität eines Fasses überprüft?

AM: Einmal die Woche.

JT: Von jedem Fass?

AM: Nein, nur von denen, die in Kürze abgefüllt werden. Ansonsten in regelmäßigen Abständen.

JT: Werden die Fässer sozusagen frisch eingekauft?

AM: Die traditionellen Abfüller kaufen gereifte Fässer, das heißt, wenn sie fertig sind. Nach 10, 15, 20 oder 35 Jahren. Ian Macleod hingegen kaufen frisch gefüllte Fässer direkt bei den Destillerien. Das kommt vor allen Dingen daher, weil sie seit über 100 Jahren Blends machen. So habe ich 4 Jahre für Hart Brothers gearbeitet und währenddessen die Dun Bheagan Serie entwickelt, auf meinem Namen registriert, bei IanMacleod wurde abgefüllt und über den französischen Vetrieb verkauft. Dann kamen noch Shieldaig und irischer Whisky hinzu. Da ich zu dieser Zeit noch nicht viel über irischen Whisky wusste, ging einen Freitag abend in einen Pub in Glasgow, der eine wirklich große Auswahl an irischen Whiskyeys hatte. Ich meinte damals zu dem Wirt, ich möchte jeden einzelnen Whisky hier probieren. Nachdem ich mein Notizbuch zückte, haben sie mich ernst genommen. Am Ende des Abends war die Theke voll mit Gläsern (und er mit Sicherheit auch, trotz kleiner Proben......)   

JT: Und welcher war der Beste?  

AM: Powers unter den Blends und Bushmills als Single Malt.  

JT: Was ist für dich der Unterschied zwischen irischem und schottischem Whisky?  

AM: Der größte Unterschied ist natürlich, dass es nur wenige Destillerien in Irland gibt, die verschiedene Whiskeys produzieren. Was den Geschmack angeht, irischer Whisky ist öliger, grasiger, floraler und leichter. Ein Aperitif Whisky. Versuche dort mal einen Whisky zu finden, den man mit einer Zigarre kombinieren könnte.  

JT: Ich würde einen Connemara Cask Strength nehmen. Allerdings hört es dann aber auch schon auf mit der grundsätzlichen Kompatibilität für Zigarren. Ist es eigentlich war, dass die Iren wirklich mehr trinken als die Schotten?  

AM: Ja, ich glaube nicht, dass es eine Legende ist (Allgemeines Gelächter!)  

JT: Wie kamst du dann zu Ian Macleod?  

AM: Oh, sie wurden auf mich aufmerksam, als ich damals Dun Bheagan dort abfüllen ließ. Zu dieser Zeit lag der Fokus von Macleod auf ihr traditionelles Geschäft, dem Blending. Die Zeichen standen nun aber eindeutig für Single Malt. Hinzu kam noch der Umstand, dass Macleod Fässer an Signatory verkaufte und sie sehen konnten wie erfolgreich das sich gestaltete. So fragten sie sich, hey, wir haben einen Riesenbestand an Single Malt Fässern, verkaufen diese an andere Abfüller, die gute Geschäfte damit machen. Die Möglichkeit das selbst zu machen, sollten wir uns nicht nehmen lassen. So fragten sie mich ob ich ihnen dabei nicht helfen könnte. Das war 2000. Ich bekam die gesamte Verantwortung dieses Segment aufzubauen und wir starteten mit Chieftains Choice. Ungefähr 2 Jahre später wurde Dun Bheagan auch außerhalb Frankreichs verkauft.  

JT: Wenn du diese beiden Produktlinien heute vergleichst, was ist da anders, auch im Hinblick auf das Preissegment?  

AM: Der Schwerpunkt bei Dun Bheagan liegt mehr auf ungefinishte Malts, während wir bei Chieftains da sehr experimentierfreudig sind. Das Preissegment war ursprünglich schon unterschiedlich zu den Chieftains. Mittlerweile liegen sie gleich auf. Das hat seine Gründe auch in den erhöhten Kosten bei der Produktion als auch im der Verpackung.  

JT: Welche Blends werden bei Macleod produziert? Du hattest kürzlich mal erwähnt, dass 50% eures Geschäftes eben Blends ausmachen.  

AM: Isle of Skye zum Beispiel. Eine sehr erfolgreiche und zugleich die älteste Marke von Ian Macleod. Die größte Marke aber ist King Edward II., die wir jedoch ausschließlich außerhalb Europas verkaufen.  

JT: Wie muss man sich die Lagerung eurer Fässer vorstellen, ist Broxburn so eine Art Zwischenlager bevor der Whisky dann in die Flaschen kommt?  

AM: Nun, die Fässer, die für die Single Malts abgefüllt werden lagern an verschieden Orten bei den jeweiligen Destillerien, bis sie dann zur eigentlichen Abfüllung oder zum Finishing nach Broxburn gebracht werden. Für die Blends und Pure Malts haben wir eine gewissen Lagerbestand in Broxburn. Besonderns die Fässer für das Finishing brauchen besondere Aufmerksamkeit von mir. Ich kontrolliere die Qualität alle 2-3 Monate. Die müssen sozusagen ganz nah an meinem Herzen sein.  

JT: Wie siehst du den deutschen Markt?  

AM: Ein großer Markt, besonders für Single Malts. Der deutsche Kunde ist zum einen sehr informiert und zum anderen ist es ein Markt für Liebhaber. Wen ich mir beispielsweise Frankreich betrachte, sind die Abnahmemengen insgesamt für Whisky in Deutschland zwar geringer, aber die Franzosen trinken mehr Blends. Wenn auch da nun ein Wandel stattfindet. Ganz nebenbei, laut einer Statistik, trinken die Franzosen mehr Whisky in der Woche als Cognac in einem Jahr. Wenn ich sage, dass ein Wandel in Frankreich stattfindet, liegt es auch vielleicht daran, dass dort Single Malt allgemein günstiger angeboten wird. Wir sprechen hier von einem Durchschnittspreis von 30-35 EUR. In Deutschland hingegen haben wir einen anderen Markt für absolute Premium Malts. Allerdings gibt der deutsche Kunde nicht mehr soviel Geld aus wie früher. Das liegt natürlich an der gesamtwirtschaftlichen Situation.  

JT: Wird es in der nahen Zukunft gerade im Hinblick auf die gesamtwirtschaftliche Situation eine Veränderung in der Preispolitik bei Macleod geben? 

AM: Nein, ich denke nicht. Gerade bei den jüngeren Abfüllungen, zwischen 8 und 12 Jahre haben wir doch gute konkurrenzfähige Preise. Bei den älteren wird es sogar Preissteigerungen geben, die auf die limitierung der Verfügbarkeit zurückzuführen ist.  

JT: Zwei abschließende Fragen noch, was sind die nächsten Ziele und Projekte von Ian Macleod Dest. Ltd und welche sind deine persönlichen?  

AM: Meine Ziele sind weiter gute Fässer zu finden. Wenn man überlegt, wie viele Destillerien noch produzieren, ganz davon abgesehen von den noch existierenden Lagerbeständen bei den stillgelegten und geschlossenen, gibt es noch viel zu entdecken und zu lernen. Wenn ich sage lernen, dann meine ich damit die unterschiedlichen Lagerungen, Entwicklungsprozesse und Geschmackrichtungen, die daraus resultieren. Ich besuche auch einige Weinproduzenten in Frankreich, Spanien und Portugal um diese Prozesse dort zu verstehen, den um gute Finishs zu machen, sollte man meiner Meinung nach sich das nötige Wissen über das Ursprungsprodukt der verwendeten Fässer erschließen. Wie viele Finishs gibt es heute, die überhaupt keinen Sinn machen? Neulich habe ich ein deutsches Weißweinfass für Finishs angeboten bekommen. Ich verneinte, weil bestimmte Dinge einfach nicht funktionieren.

Was Ian Macleod angeht, gibt es natürlich den Fokus Glengoyne weiter voran zu treiben, die Marktposition zu verbessern und grundsätzlich den Single Malt Sektor noch stärker auszubauen. Hier liegt definitiv die Zukunft des Whiskys.  

JT: Vielen Dank für das Gespräch und Slainte Mhate!  

Bis zum nächsten Mal, Ihr

Jens Tausch, jenstausch@web.de

 

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